Aktion
Im Frühtau zur Vogelwanderung

Im Frühtau zur Vogelwanderung

Das strukturreiche Gelände „Am Kirchberg“ bei Deidesheim gehört zum Naturschutz- und EU-Vogelschutzgebiet Haardtrand. Hier finden viele bedrohte Vogelarten noch einen Lebensraum. Zum Beispiel hat die seltene Zaunammer hier ihr bundesweites Hauptverbreitungsgebiet. Zu den Big-Five der Vogelwelt gehören hier: Wendehals, Heidelerche, Zaunammer, Neuntöter und Steinschmätzer.

Führ aufstehen hieß es am Sonntag, den 21. Juni. Um 6 Uhr trafen sich sieben Vogelfreunde unsere UNKE-Gruppe auf dem Wanderparkplatz Sensental.

Naturschutzgebiet „Am Kirchberg“

Die vogelkundliche Exkursion zum Kirchberg leitete Burkhard Ort von der NABU-Gruppe Mittelhaardt. Innerhalb drei Stunden erhielten wir eine ganze Menge Wissen über die verschiedenen Vogelarten, ihr Zug- und Brutverhalten und ihre Besonderheiten. Aber auch wie sich ihr Gesang vom morgendlichen Stimmenmix abhebt.

Sicher war der Termin Ende Juni etwas spät angesetzt. Der Vogelgesang nimmt in dieser Zeit schon sehr ab, weil die Brutzeit zu Ende geht und sich das Revierverhalten der Tiere ändert. Doch war es chronabedingt nicht früher mit einer so großen Gruppe möglich.

Dennoch haben wir alle Big-Five-Kandidaten zumindest zu hören bekommen. Eine Zaunammer konnten wir mit dem Fernglas eine ganze Zeitlang beim Putzen des Gefieders beobachten.

Steckbrief

Wendehals (Jynx torquilla)

Kleiner Specht (sperlingsgroß), filigrane rindenfarbige Tarnzeichnung; markanter Gesang; ernährt sich vornehmlich von Ameisen, die er am Boden aufnimmt; zimmert keine eigene Bruthöhle, sondern übernimmt eine Baumhöhle oder einen Nistkasten. Brutvogel in altbaum- und baumhöhlenreichen Streuobstgebieten im Übergangsbereich zwischen bewaldeter Haardt und Weinbaugebieten; Höhere Brutdichten in RLP erreicht die Art nur noch unmittelbar am Rand der bewaldeten Haardt. Regelmäßiger Brutvogel; einziger ziehender Specht, überwintert in der Sahelzone. Tendenz in RLP: stark abnehmend.

Rote Liste RLP: 1 (vom Aussterben bedroht)

Zaunammer (Emberiza cirlus)

Charaktervogel des Haardtrandes; Größe, Gestalt und Verhalten der Goldammer (E. citrinella) ähnlich; Gesang trocken klappernd, ähnlich dem der Klappergrasmücke. Die Nahrungshabitate umfassen die gefrästen Gassen von Weinbergen, Wendewege und Saumstrukturen. Er brütet in Büschen in strukturreichen Weinbergen. Die Brutvorkommen des Haardtrandes bilden das Verbreitungszentrum und bedeutendstes Brutgebiet in RLP. Ca. 50% des deutschen Bestandes sind in der Vorderpfalz zu finden; Regelmäßiger Brutvogel, oft auch winterlicher Standvogel. Tendenz in RLP: leicht steigend.

Rote Liste RLP: * (ungefährdet), D 2 (gefährdet)

Neuntöter (Lanius collurio)

Weit verbreiteter, ammergroße Vogel aus der Familie der Würger; Männchen grau an Scheitel, Nacken und Bürzel, mit schwarzer Gesichtsmaske und rotbraunem Mantel (syn. Rotrückenwürger). Er spießt Beutetiere oft an Dornen oder spitzen Seitenästen auf, um sie zu zerteilen oder als Vorrat zu halten. Lebensräume am Haardtrand sind Hecken und Baumreihen oder verbuschende Brachen mit Grünlandvegetation und hohem Insektenreichtum innerhalb der Wein- und Obstbauflächen. Das Brutvorkommen am Haardtrand zählt zu den bedeutendsten landesweit. Regelmäßiger Brutvogel; Überwindert im tropischen Afrika. Tendenz in RLP: gleichbleibend.

Rote Liste RLP: V (Vorwarnliste)

Heidelerche (Lullula arborea)

Aussehen ähnlich Feldlerche, aber kleiner; ebenfalls Singflug, singt aber auch auf Singwarten wie Weinbergspfählen; melodischer, klarer, absteigender und variationsreicher Gesang, schon ab Ende Februar; singt auch nachts. Extensiv bewirtschaftete Weinbauflächen mit niedriger Bodenvegetation und gefrästen Gassen werden bevorzugt besiedelt. Insbesondere Bereiche mit einem Wechsel aus gefrästen Gassen und niedrigwüchsigen, in der Brutzeit nicht gemulchten Gassen bieten dem Bodenbrüter optimale Bruthabitate. Das Vorkommen am Haardtrand zwischen Grünstadt und Landau stellt aktuell das Hauptvorkommen der Art landesweit dar. Regelmäßiger Brutvogel; verlässt das Brutgebiet im Winterhalbjahr. Tendenz in RLP: abnehmend.

Rote Liste RLP: 1 (vom Aussterben bedroht)

Steinschmätzer

Sperlingsgroßer Singvogel; Männchen auffällig grau-weiß gefärbt mit schwarzem Augenstreif. Er ernährt sich überwiegend von Insekten, die er vom Boden aufnimmt. Am Haardtrand brütet er bevorzugt in Trockenmauern, Gabionen oder Steinhaufen in Weinbergsflächen. Essentiell ist ein ausreichender Anteil an offenen Weinbergsgassen und Sandwegen im Umfeld der Brutplätze. Am Haardtrand zwischen Neustadt und Grünstadt befindet sich die größte Population in RLP; Regelmäßiger Brutvogel, zieht im Winterhalbjahr nach Westafrika. Tendenz in RLP stark abnehmend.

Rote Liste: RLP 1 (vom Aussterben bedroht)

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