Pflege der Ausgleichsflächen

Der Moosbach bei Deidesheim – hier fing alles an

Der Moosbach – Oktober 2012

Damals exsitierte hier noch, vom Waldrand bis ans Kreuz an der Landstraße zwischen Forst und Deidesheim, ein durchgängiger Grünzug.

Mehrere Namen und ihre Bedeutung

Der Moosbach kommt aus dem Sensental. In Katasterkarten wird er als „Moosbachgraben“ bezeichnet.

Da der Bach durch die Weinberggroßlage „Mäushöhle“ führt, ist er in Deidesheim jedoch überwiegend unter der Bezeichnung „Mäushöhlegraben“ bekannt.

Von älteren Deidesheimer wird er auch „Hungergraben“ genannt, weil das Gewann „Im Hunger“ heißt.

Verlauf des Moosbachs

In drei Bereiche untergliedert

Im gesamte Bereich Biospärenreservat Pfälzer Wald.

Oberer Bereich: unterhalb Waldrand, Verrohrung unter erstem  asphaltiertem Querweg, von dort weiter bis zu nächstem asphaltiertem Querweg, seitlich ein Wasser Rückhaltebecken/ Biotop, dort Naturschutzgebiet Bechsteinkopf Haardtrand.

Mittlerer Bereich: unterhalb daran anschließend, wieder bis zu Asphalt Querweg, im oberen und mittleren Bereich Schutzgebiet EU VSG Haardtrand

Unterer Bereich: unterhalb bis Landstraße Deidesheim- Forst, mit großem Wasser Rückhaltebecken

Flurbereinigung am Kirchberg

Die Flurbereinigung am Kirchberg war damals ein Vorzeigeprojekt des Landes.

Zitat aus dem Infoblatt des Kulturamtes Neustadt zum Europäischen Naturschutzjahr 1995:

„Um dieses Habitat zu schützen wurden in den zurückliegenden Jahren weite Bereiche des Haardtrandes als Naturschutzgebiete ausgewiesen, darunter auch das Gebiet „Am Kirchen­berg“. Das Ziel war „die Erhaltung und Entwicklung des Gebietes als Standort seltener Pflanzenarten und Pflanzengesellschaften sowie als Lebensraum seltener, teils bestandsbedrohter Tierarten. Bemerkenswert daran ist, daß sich die Unterschutzstellung nicht auf einzelne isolierte Landschaftselemente beschränkte sondern bewußt weinbaulich oder obstbaulich genutzte Flächen mit einbezog, da nur so das Schutzziel erreicht werden kann.“

Schade, wenn dies in Vergessenheit gerät bzw. den dort Wirkenden nicht mehr oder noch nicht bekannt ist.

Daran möchte UNKE mit Ihrem Engagement zur Förderung der Artenvielfalt in einer intakten Natur zur Freude und Wohlfühlen der Bürger und Gäste immer wieder beitragen und erinnern.

Biotopvernetzung ist wichtig

Viele Tier- und Pflanzenarten benötigen eine störungsfreie räumliche Zuordnung miteinander verbundener, ausreichend großer Lebensräume (Biotopvernetzungen). In landwirtschaftlich genutzten Fluren ist daher ein ausreichender Bestand von untereinander vernetzten naturnahen Lebensräumen zu erhalten und wo nötig neu zu schaffen.

Historische Aufnahme von 1930

Blick vom Kieselberg über die Weinbergslage Hunger, dem Busch- und Baumsaum am Moosbach zum Kirchberg. Die Michaelskapelle war damals noch eine Ruine aus dem Pfälzischen Erbfolgekrieg und deshalb nur als heller Fleck zu sehen.

Herbst 2017: Blick vom Kirchberg zum Baum- und Buschsaum (Biotopvernetzung) am Moosbach und über Kieselberg („Koche Haisel“) nach Deidesheim

Herbst 2018: Blick vom Kirchberg mit teilweise gerodeter Baumreihe der Biotopvernetzung.

Im Januar 2018 wurden entlang des Moosbachs Erlen, Sal- und Silberweiden, Kiefern, Espen und Robinien gefällt. Begründet wurde diese Aktion mit der unbedingt einzuhaltenden Verkehrssicherungspflicht. Bei einigen der Bäume wurde vom Baumgutachter eine mangelnde Standsicherheit festgestellt. Direkt nachgepflanzt wurde nichts!

Die Baumfällungen haben an vielen Stellen die Biotopvernetzung massiv unterbrochen und damit den Lebensraum für Flora und Fauna stark beeinträchtigt und die Weiterentwicklung der Artenvielfalt gestört.

Hier gibt es immer noch viel zu tun !

Bachpatenschaft übernommen

in Arbeit

Weiden (Salix, Familie der Weidengewächse)

Es gibt etwa 450 Arten. Die baumartig wachsenden Weidenarten sind in der Regel schnellwüchsig, aber auch relativ kurzlebig. Weiden bilden kräftige und stark verzweigte Wurzeln und festigen so das Erdreich.

Die Blütezeit der Weiden beginnt je nach Art bereits sehr zeitig im Frühjahr (März), spät blühende Arten etwa im Mai–Juni. Die Blüten werden von Bienen und anderen nektarsammelnden Insekten aufgesucht und bestäubt. Für Hummeln, Wildbienen und Honigbine sind insbesondere die frühblühenden Arten sehr wichtig. Die Blütenstände der Weiden sind Kätzchen.

Die Silber-Weide hat ihren Namen wegen der silbrig erscheinenden, schmal-langgezogenen Laubblätter. Sie ist eine der wenigen baumförmigen Weiden und war Baum des Jahres 1999. Als Laubbaum kann sie eine Wuchshöhe bis zu 35 Metern erreichen, nur ausnahmsweise wächst sie strauchig. Es wurden Weiden gefunden, die etwa 200 Jahre alt sind. Der Stamm kann einen Durchmesser von bis zu 1 Meter erreichen, der bei älteren Bäumen durch eine gräuliche, tiefgefurchte Borke gekennzeichnet ist. Die Verzweigungen sind spitzwinklig. Junge Zweige sind gelb bis (rot)braun und biegsam.

Die Blätter sind lanzettenartig, lang und zugespitzt (5 – 10 cm). Die Blattunterseite ist silbrig seidig behaart. Sie stehen wechselständig.

Die Blüte erfogt mit dem Blattaustrieb, gestielte Kätzchen 3 – 6 cm lang schlank, lockere Blütenanordnng, ist später als bei der Salweide.

Die Sal-Weide (wertvolle Bienenweide) erreicht Wuchshöhen zwischen 2 und 10 Metern, an geeigneten Standorten bis zu 15 Metern. Als Durchschnittsalter werden 60 Jahre angegeben. Kennzeichnend ist ihre verhältnismäßig breite Baumkrone. Die Rinde der jungen Stämme weist eine graue Färbung mit rautenförmigen Korkwarzen auf.  Die Zweige sind anfangs graugrün gefärbt und nehmen mit zunehmendem Alter und eine rötliche oder schwärzliche Färbung an.

Die Blätter sind elliptisch mit kurzer Spitze, die Unterseite ist blaugrün und stehen wechselständig

Brüh früh noch im Winter, vor dem Blattaustrieb, mit vielblütigen 2 – 4 cm große Kätzchen. Vor dem Aufblühen haben diese einen silbrig seidigen Pelz:

männliche Kätzchen: eiförmig, zwei goldgelbe Staubblätter

weibliche Kätzchen: länglich eiförmig, grünlich, nach der Blüte sich verlängernd

Bestandsaufnahme am Moosbach und Kirchberg Deidesheim – Dezember 2020

Vom Gewässerzweckverband Isenach-Eckbach gepflegter Graben des Moosbaches mit altem Quittenbaum. Der Baum trägt erstaunlicher Weise immer noch viele Früchte, während der abgestorbene Teil des Stammes Rückzug und Regeneration für Insekten bietet.


Wie mit den Bachpaten vereinbart, blieben Schilfröhricht am Bachbett stehen. Das Schilf hat eine mehrfache Bedeutung für den Naturhaushalt, im Hohlstängel befinden sich Eiablagen und Larven der Insekten für die nächste Generation im Frühjahr, die Samenstände geben Nahrung für die Standvögel im Winter, schließlich bietet das Schilfröhricht Nistmöglichkeiten und Unterschlupf. Optisch bietet das verreifte Schilf einen reizvollen Landschaftsbestandteil und ist Ausdruck intakter und nachhaltig gepflegter Natur.

Efeu kann nach langer Wachstumszeit Bäume komplett einnehmen. Es ist auch ein wertvoller Beitrag zum Naturhaushalt. Die reichen Blüten bieten Nahrung für Insekten, die Früchte Nahrung für Drosseln, die eng verschlungene Verästelung Nistmöglichkeiten für Vögel aber auch Unterschlupf für viele andere Tiere vom Siebenschläfer bis zur Eidechse. An weniger wertvollen Bäumen, wie hier einer Wildkirsche sollte das Efeu erhalten bleiben.

Hecken und Bäume bilden die Biotopvernetzung am Moosbach, die selbst im Flurbereinigungsverfahren 1989 geschützt blieb. Dieser Grünzug soll nicht unterbrochen werden. Daran arbeitet die Umweltgruppe UNKE durch Nachpflanzungen und Förderung der Artenvielfalt. Die anrainenden Winzer werden gebeten dies zu unterstützen. Schließlich ist die Landschaft und die intakte Natur ein zunehmend wichtiger Werbeträger.

Totholz kann insoweit stehen bleiben, wie die Verkehrssicherung nicht beeinträchtigt wird. Dies ist bei dem abgestorbenen Holunderbusch der Fall. Die Hohlkörper in den Ästen bieten Rückzugs- und Entwicklungsmöglichkeiten für Insekten. Raubvögel baumen gerne auf, weil sie einen guten Überblick auf der Suche nach Beute haben.

Totholz wird auch am Boden gesammelt. Es bietet so Unterschlupf- und Rückzugsmöglichkeit für die Fauna (Igel, Eidechse, Ringelnatter, Holzbiene usw.)

Der abgestorbene Stamm einer Erle hat sich zum Biotop entwickelt, ist zum Rückzugsraum für Insekten geworden. Die heimischen Spechte, wie der Wendehals, haben den Stamm schon als Feinkostladen entdeckt.

Das Pfaffenhütchen (Euonymus) mit seinen leuchtend rot-violetten Früchten mit orangenen Kerne ist eine reizvoller Teil der natürlichen Baum-Buschreihe. Alle Pflanzenteile sind giftig, vielleicht deswegen immer seltener. Die Form der Früchte erinnern an das Birett des Kardinals.

Der südostseitige Mauerzug wurde von der UNKE-Gruppe teilweise von Efeu befreit um so mehr Möglichkeiten für wärmeliebende Eidechsen, Blindschleiche, Ringel- und Glattnattern und Nisthöhlen zu schaffen. Der Wildstaudenbewuchs auf der Böschung davor wurde gemulcht. Mit einem abschnittsweisen Mähen bleiben Überwinterungs-möglichkeiten und Eiablagen für Insekten erhalten. Dies sollte künftig beachtet werden.

Ein Rückschnitt des Überwuchses an Wegen und Arbeitsflächen kann zur Verkehrssicherung notwendig werden. Bei den hier gezeigten Rückschnitten der im Flurbereinigungsverfahren gepflanzten Mirabell- und Kirschbäume und einer Weide im Rückhaltebecken (ohne Bild) sind eine Notwendigkeit nicht erkennbar. Außerdem stellt sich die Frage nach dem ästhetischen Aussehen, der reizvollen Gestaltung des Landschaftsbildes. Den Wanderer und Genesungssuchenden schockiert es.

Dieser Sandfang bzw. Vorfluter hatte sich durch verschiedene Wildstauten und insbesondere dem Rohrkolbenschilf zu einem wertvollen Biotop an der Grenze des Naturschutzgebietes Pechsteinkopf entwickelt. Das obere Becken läuft in ein weiteres Becken mit Dauerstau, das der Versickerung und als Laichgewässer dient. Die Natur wird sich die Fläche sicher wieder artenvielfältig zurückholen. Zunächst ist es aber für einige Jahre eine Störung des Naturhaushaltes und läuft unserem Bemühen um Artenvielfalt entgegen. Eine sorgfältigere Pflege ist zum Fördern von Artenvielfalt angezeigt und sicher kostengünstiger.

Geschützt im Flurbereinigungsverfahren ist noch auf der Tafel zu lesen.

Eine ca. 40jährige gesunde Kiefer, die weder Verkehr noch Weinbau störte, wurde entfernt, weil diese ein „Waldbaum“ sei. Der Stamm wurde verwertet, das Geäst blieb liegen.

Das Totholz sollte zu einer Benjeshecke aufgeschichtet werden, damit es Lebensraum für Insekten geben kann. Bleibt es verstreut liegen, wird der Boden mit Stickstoff angereichert und damit die Entwicklung von Artenvielfalt gestört.

Hier am Bildstock im Herrgottsacker mussten die beiden abgestorbenen Birken aus verkehrssicherungspflichtigen Gründen entfernt werden. Dahinter steht diese gesunde Kiefer, die gerne von Falken und Bussarde auf Beutesuche zum Ausblick genutzt wird. Aber auch als reizvoller Landschaftsbestandteil sollte die Kiefer stehen bleiben, auch wenn diese nicht typisch für das Feldgehölz ist. Der Standort auf einer Ausgleichsfläche ist absolut unproblematisch.

Erfreulicher Weise ist hier das Rohkolbenschilf in dem Feuchtbiotop am Kirchberg erhalten geblieben. Das Becken mit Dauerstau wurde im Flurbereinigungsverfahren 1989 zur Versickerung und als Laichbiotop zum Ausgleich für andere Eingriffe in den Naturhaushalt geschaffen.


Bestandsaufnahme Frühjahr 2023


Forderungen des Gemeinde- und Städtebundes Rheinland-Pfalz

Mehr Naturschutz mit weniger Aufwand durch bewusstes Handeln:

Das Gründe Blatt 2/2020 für mehr Naturschutz auf Gemeindeflächen

Die Natur braucht nicht das, in der Zivilisation weit verbreitete Prinzip von Sauberheit und Ordnung.

Weniger ist hier oft mehr!

Zudem werden noch öffentliche Mittel eingespart


Arbeitsgruppe Bodenretter